Espresso. Ein Mann ein Wort. Der macht sich immer gut. Zwischendrin als kleine Alltagspause, für ein kurzes 10 Minuten Meeting am Straßenrand, nach dem Essen oder als Morgenritual. Für viele von uns ein treuer Begleiter und nicht unwichtiger Bestandteil des täglichen Lebens. Doch was steckt eigentlich drin, was macht ihn aus und vor allem wie sollte er sein? Lasst uns der Sache mal auf den Grund gehen und unseren Freund ein bisschen besser kennenlernen.

Ich, Simon, stelle mal mutig die Theorie in den Raum, dass sich sehr viele Menschen, die sehr oft Espresso trinken, nie genauer Gedanken darüber machen wie er eigentlich schmecken sollte. Bitter, sauer, stark, schwach, ganz egal wie, Espresso ist Espresso. Das ist keineswegs negativ gemeint, vielmehr ein Aufruf sich darüber mal Gedanken zu machen und beim nächsten Espresso darauf zu achten wie er schmeckt. Wie er schmecken sollte, das versuche ich euch jetzt mal nahezubringen, auch, wenn das gar nicht so leicht ist, weil ich da manchmal selbst dran verzweifle.
Es stecken über 1000 Inhaltsstoffe in einem Espresso und genau das stellt die Herausforderung dar, diese Stoffe geschmacklich richtig bis in die Tasse zu bekommen. 8-10 Gramm Kaffee, 25 Sekunden Laufzeit für 25ml Espresso lautet die allseits bekannte Faustregel. Wenn das immer exakt so stimmen würde, wäre es eigentlich ganz einfach. Doch Kaffee ist ein Naturprodukt, Aromen entfalten sich je nach Wasserhärte und Mahlgrad unterschiedlich und Geschmäcker sind auch ganz individuell. Genau das macht die ganze Sache zu einer höheren Wissenschaft. Pugsley Addams hat mal gesagt: “Ich bin mir sicher, dass es bis heute mehr Menschen gelungen ist, einem Yeti zu begegnen als den perfekten Espresso zuzubereiten.” Das trifft es vielleicht auf den Punkt. Um die Zubereitung kümmern wir uns aber in einem anderen Beitrag. Wir überspringen diesen Punkt und gehen zum Geschmack.

Die Individualität ist dort ein Schlüsselwort. Jede Bohne hat aufgrund von Bodenbeschaffenheit, Wachstumshöhe, Witterungsverhältnissen und Röstgrad, andere Aromen und genau nach diesen soll der Espresso auch schmecken. Dadurch ist es quasi unmöglich einen perfekten Espresso geschmacklich zu definieren, weil es ihn gar nicht gibt. Typsache, wie bei allem im Leben.
Ein paar Anhaltspunkte gibt es aber doch! Er darf keinesfalls zu bitter oder zu sauer schmecken, gerne beschreibe ich es mit abgerundet, kräftig, intensiv, aber trotzdem mit Geschmack. Mit wenig Säure oder Bitterstoffen, damit man danach nicht das Gesicht innerlich verzieht.
Das Ziel ist es also den Espresso so zuzubereiten, dass das Maximum an Geschmack aus der gemahlenen Bohne in die Tasse kommt und man die goldene Mitte trifft zwischen Säure und Bitterkeit. Denn genau da liegt der Geschmack, den wir haben möchten. Dieser ist bei jeder Bohne anders, jeder Geschmack ist verschieden und der Weg wie man ihn erreicht ist auch immer unterschiedlich. Somit gibt es in meinen Augen nicht DEN einen perfekten Espresso, sondern eher DEN perfekten Weg den best möglichen Geschmack aus einer Bohne rauszuholen. Das für diese Röstung an diesem Tag an diesem Ort mit allen äußeren Umständen perfekte Rezept mit dem passenden Handwerk dazu. Ja man spricht auch bei Kaffee von Rezepten – doch auch diese lassen sich nie konkret bestimmen und erfordern immer eigenes justieren.
Beim für mich perfekten Espresso kommt mir ein nach Orangen Schokolade schmeckender Shot im Café Hayati in Yogyakarta, Indonesien in den Sinn. Wenn es der Espresso schafft, dass er eine Erinnerung an einen Geschmack in euch hervorruft, das ist für mich die Essenz und alles was ich mir von einem Espresso erträume. Eine solche Geschmacksexplosion aus einer Bohne rauszukriegen ist für mich der perfekte Espresso und es gibt tausend Wege dort hinzukommen – auch ein Grund warum ich mich täglich auf die Herausforderung freue.