Oft unterschätzt, gerade am Anfang. Es wird eine fancy Chrom Kaffeemaschine gekauft – die einfach nur gut aussieht in der Küche – und die Mühle? Da ist das Budget leider aufgebraucht, im ersten Augenblick auch irgendwie verständlich. Dabei ist die Mühle euer Kernelement. Die Kaffeemaschine presst ganz vereinfacht gesagt lediglich mit 9 Bar das Wasser durch euren Kaffee, aber das wars auch schon. Wie der Kaffee aussieht, wie grob oder fein und welche Menge ihr benutzt, das bestimmt alles eure Mühle. Desto genauer und konsistenter sie dies tut, umso besser. Die Konsistenz eurer Kaffeequalität wird es euch danken!
Aber erstmal das Beste vorneweg, ihr müsst für die Mühle nicht euer Haus verkaufen und sie wird nicht das gleiche wie eure Espressomaschine kosten. Ihr solltet einfach ein paar Dinge beachten:
1. Mahlgrad. Der Mahlgrad bestimmt wie fein eure Kaffeebohne gemalen wird. Das ist essenziell für eine richtige Extraktion des Kaffees. Nur wenn die Mühle fähig ist fein genug zu mahlen kann sie als Espressomühle für den Siebträger verwendet werden. Schafft sie das nicht und wird das zu grobe Mahlgut dennoch in den Siebträger eingespannt, produziert man unter extrahierten Espresso… – der Espresso schmeckt sauer, in 25s läuft die Tasse bereits über und bei Vibrationspumpen gesteuerten Maschinen kann sich nicht einmal ein Druck von 9 bar während des Brühvorgangs aufbauen, denn dazu ist zu wenig Gegendruck vorhanden. Ein weiteres Merkmal einer guten Mühle ist, dass sie sehr gleichmäßig vermahlt. Tut sie das nicht, ist die Wahrscheinlichkeit von Channeling * sehr hoch. Das heißt die Partikelgröße der Bohnen sollte nach dem Vermahlen möglichst einheitlich sein. Erreicht wird das Ganze durch ein scharfes Mahlwerk, was die Bohnen zerschneidet und nicht zerquetscht. Ob Keramik oder legierter Stahl, Scheiben oder Kegelmahlwerk ist dabei gar nicht so entscheidend. Legt man sich die Mühle für den Heimgebrauch zu, sollte man auch beachten, dass der Todraum ** nicht zu groß ist, um bei der Mühleneinstellung und auch beim täglichen Gebrauch für ein perfektes Ergebnis nicht zu verschwenderisch, mit dem Kaffeebohnen umgehen zu müssen.
2. Zeitverstellung. Achtet darauf, dass sich bei eurer Mühle möglichst genau und reproduzierbar die Zeit verstellen lässt. Über die Zeit regelt ihr die Menge an Kaffee, die für euren Espresso verwendet wird. Einmal 18,5 und einmal 21 Gramm? Es wird sich im Espresso bemerkbar machen, wenn die Menge arg variiert. Sollte es bei euch vorkommen, dass ihr Mal zwei Espressi braucht und dann wieder nur einen, dann wollt ihr zudem nicht jedes Mal die Zeit umstellen. Die gängigen Mühlen besitzen dafür zwei verschiedene, speicherbare Modi fürs Einzel- und Doppelsieb. Auch wenn euer Espresso nie so gut im Einzel- wie im Doppelsieb laufen wird und man dieses auf jeden Fall bevorzugen sollte – manchmal ist es sehr angenehm einfach das kleine Sieb benutzen zu können um nicht euren Partner nerven zu müssen, ob er noch einen Kaffee will.
Außer Timer Funktion und Mahlgrad gibt es viele weitere schöne Features an den verschiedensten Mühlentypen: statische Entladung um die Streuung beim Auswurf zu minimieren, Kühlung der Mahlscheiben, Grind on weight Mühlen, Mühlen ohne Todraum… Nach oben gibt es wie immer keine Grenzen, es kommt viel mehr aufs Budget für die Mühle an.
Hier sind ein paar Mühlen mit denen wir bisher gute Erfahrungen gemacht haben und euch ans Herz legen können.
- Mazzer mini A
- Eureka Mignon Specialita
- Mahlkönig E 65 S
Wenn ihr Fragen habt, einfach in die Kommentare damit! 🙂
*das Wasser sucht sich während der Extraktion den “leichtesten” Weg durch den Kaffeepuk, in dem es sich mithilfe grober Kaffeepartikel einen Tunnel baut
**Leerraum zwischen den Mahlscheiben
Hallo Martin,
als Einsteiger in das Thema Espresso ist es schwierig sich erst mal zurecht zu finden.
Danke in diesem Fall für die gute Erläuterung, bezüglich Mühlen.
Kannst du auch zum Thema “Handmühlen” Stellung beziehen? Diese sind wahrscheinlich für Einsteiger die erste Wahl, da man nicht gleich mehrere hundert Euro ausgeben möchte, aber trotzdem ein gutes Espressoergebnis erreichen könnte.
Macht es generell Sinn sich eine Handmühle zu kaufen, oder sollte man doch erst mal die Espressobohnen (in kleinen Mengen) schon gemahlen vom Röster kaufen.
Viele Grüße,
Michael
Hey Michael,
freut mich, dass dir der Artikel geholfen hat!
Grundsätzlich würde ich lieber etwas Geld in eine elektronische Mühle investieren anstatt jedes mal mit der Hand mahlen zu müssen.
Das kommt aber natürlich ganz aufs Budget an. Wir reden relativ viel darüber in der Podcast Folge 🙂
Grundsätzlich macht es Sinn die Bohnen zu Hause zu mahlen, nachdem bereits nach 15 Minuten viele Aromen verfliegen.
https://open.spotify.com/episode/1jaoRIVZhYz3zLc6sttNa1?si=TuBjeDihQeS9cYymOAYpsg
liebe Grüße
martin